Was für ein Sieg!

Autor: Damien Peteani
Es war ein strahlender Wintertag als es um 13:15 Uhr nach Höchst zum Tabellenführer ging. Tolle Spielbedingungen in Höchst. Nur die Klappbretter und die eine mechanische Uhr (Rosi sah sich an seine Jugendzeit erinnert) störten das schöne Erscheinigungsbild etwas. Wir waren aber auch nicht zum Spaß hier, sondern um etwas mitzunehmen. Keine Flasche 0,5 Liter stilles Wasser, wie uns der Gegner anbot, sondern 2 erfrischende und wohlschmeckende Punkte.
Brett 1: Ralf sein Gegner bietet nach 9 Zügen Remis. Die Anwort war mir klar, da wir erst vor 3 Tagen darüber gesprochen hatten. Weiter machen!
Brett 2: Norbert, gerade frischer Zweiter bei einem Turnier in Österreich, und voll mit Varianten, die er nicht im Turnier spielen konnte, stolzgeschwellter Brust und Tatendrang. Der Einzige mit Jacke, aber es war der Gegner der sich warm anziehen musste.
Brett 3: Andreas Bonsen spielt wieder seine Lieblinsvariante in der Französichen Verteidigung, aber irgend etwas ging da schief und er stand schnell schlechter.
Brett 4: Peter hatt wieder in die Trickkiste gegriffen. Ein Figurenopfer im Franzosen und er stand einfach blendend. Der gegnerische König in der Mitte, bis auf die restliche Bedenkzeit, alles herlich.
Brett 5: Das Brett brannte, und Ihr wisst wie sehr das bei Plastik stinkt, und Frank hatte nach Damentausch eine sehr schlechte Stellung. Frage von mir an seinen Bruder. Wie sieht es aus? Er: "Das sieht verloren aus". (Gegner zieht). Ralf korrigiert sich. "Frank steht auf Gewinn". So schnell kann es gehen.
Brett 6 Rosi: Remisangebot des Gegners. Das obligatorische "Naja, da geht auch nichts mehr" von Rosi. So sei es denn: das 5.Remis in dieser Saison.
Brett 7: Der Autor. Im Auto noch mit Sebastian gesprochen. Wir holen 50 Prozent. Ich war auf dem besten Weg meinen Teil der Abmachung zu halten. Der Skandinavier entpuppte sich als rassiger Südländer und es machte mir einfach wenig Freude meine Stellung anzugucken. Verwelkte Blumen gleich schaute ich spottend, als wäre es nicht mein dazutun, auf die versträut auf dem Feld liegenden Figuren. Norbert, lehre mich Schach spielen!
Brett 8: Sebastians Gegner spielte die schlechteste Variante, die ich je gegen Caro-Kann gesehen habe, und hatte nach dem 5. Zug Damen getauscht und das Rochaderecht eingebüßt. Nebenbei beschäftige er sich auf seinem Smartphone mit Eintracht Frankfurt. Die spielen auf jeden Fall besser.
Ich musste nach 27 Zügen die Waffen strecken. Ein gebrauchter Abend, aber zugucken macht mir aktuell sowieso mehr Spaß. Sebastian hatte 2 Freibauern in einem Turmendspiel. Sein Gegner rief auf dem Weg zum Klo: " Da hätte ich doch lieber die Sonne genießen können" warauf ein Mitspieler keck "Hättest es hier auch genießen können, wenn du besser spielen würdest" antwortete.
Dann verlor Ralf ganz plötzlich, wie auch Andreas Bonsen. Also 0,5 zum 3,5. Aber an den andern Brettern sah es gut aus. Als erstes Peter mit einem satten Königsangriff. Dann Sebastian, sieht das Matt in 2 Zügen. Dann nach zähem Ringen auch Frank. Sein Gegner:" Ich stand die ganze Zeit viel besser" Ach, wie es mag. Ich hatte mal 70 Kilo.
Jetzt war es an Norbert und es schien als wollte sein Gegner Ihn mit warten Strafen. Ein bisschen mimimi, die Sache war klar, aber aufgeben ist nicht jedermanns Ding. Norbert zeigte Ihm ein schnelles Ende und als der Gegner aufgab ertönte sogar ein seichter Applaus. Ein tolles Spiel. Eine Wonne zuzuschauen. Eine Freude ein Teil des Ganzen sein zu dürfen (wenn auch ein erbärmlicher und völlig überflüssiger).
Super gemacht. Die Nacht ist noch Jung. Keiner feiert wie die Schachspieler. Wir gehen nach Hause. Butterbrot heute mit doppelt Lachs. Das haben wir uns verdient. Und wie Norbert in seiner Ihm eigenen poetischen, sanft ironisch träufelten Art sagte:
Jeder Zug war ein Genuss. Frank du brauchst heute Abend keinen... Aber das ist eine andere Geschichte.