| GROSS-GERAU - Francisco Torres Trois überlegte zwei Stunden und 20 Minuten, bis er seinen siebten Schachzug gegen Luis Santos gespielt hatte. 39 Jahre ist diese Partie im spanischen Vigo her. Eine so lange Bedenkzeit wie Torres Trois soll sich kein anderer Spieler genommen haben, seit im 19. Jahrhundert die Schachuhr eingeführt wurde.
Beim Weihnachtsturnier des Schachvereins Groß-Gerau am Freitagabend hätte er sich diese Langsamkeit nicht erlauben können. Denn im Dachgeschoss des Alten Amtsgerichts wurde Blitzschach gespielt. Fünf Minuten hatte jeder der 18 Spieler – nicht pro Zug, sondern für die gesamte Partie. Wer mit diesem Zeitkontingent nicht auskam, hatte vielleicht schon verloren, noch ehe der Gegner entscheidend in Aktion treten konnte. Mit der Teilnehmerzahl – 16 SV-Mitglieder, zwei Nichtmitglieder – ist Turnierleiter Kamil Sander zufrieden.
Weil es ein Weihnachtsturnier war, konnte man Kuchen und Kekse naschen. Und es gab Geschenke. Egal, auf welchem Platz die Denksportler, die im Modus „jeder gegen jeden“ um den Turniersieg eiferten, nach ihren 17 Partien landeten: Jede Platzierung wurde mit einem Preis belohnt. Auf einer Art Gabentisch neben der langen Spieltafel, auf der sich die Strategen an neun Schachbrettern samt -uhren gegenübersaßen, waren die größtenteils von Sponsoren gestifteten Geschenke ausgebreitet. „Keiner soll mit leeren Händen nach Hause gehen“, sagt Sander: „Das ist das Besondere bei diesem Turnier.“
PLATZIERUNGEN
Das Weihnachtsblitzturnier gewonnen hat Andreas Bonsen mit 16 von 17 möglichen Punkten. Auf Platz zwei kam Kamil Sander (14,5 Punkten) vor Norbert Ahrends, der 14 Punkte schaffte. (dirk)
Auch wenn sich die Akteure in lockerer Atmosphäre begegnen: Es bleibt ein Wettbewerb, den wohl jeder Teilnehmer gern gewinnen will. Überhaupt ist der Groß-Gerauer Schachverein (SV) ein wettkampfaktiver Klub. Mit drei Erwachsenenteams und einer Schülermannschaft spielt der SV, dem 49 Schachfreunde angehören, im Ligabetrieb: „Die Anzahl der aktiven Mitglieder ist also ziemlich hoch“, sagt Kassenwart Günter Wagner. Die Mitgliederzahl sei seit Jahren recht stabil.
Besonders erfreulich sei die Situation beim Nachwuchs, findet Sander. Bis zu acht Kinder kämen regelmäßig ins Training. Wagner stimmt ihm zu: Besagtes Schülerteam habe der SV seit zwei Jahren. „Auch unsere dritte Mannschaft ist sehr jugendlich“, sagt Wagner.
Diese Entwicklung erklärt er damit, dass der Verein mittlerweile zwei Trainer mit Lizenz habe. Ein dritter Übungsleiter sei dabei, sich lizenzieren zu lassen. SV-Mitglied Michael Rosenthal leite in der Astrid-Lindgren-Schule und der Pestalozzischule in Groß-Gerau eine Schach-AG. Der Nachwuchs komme aber hauptsächlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis. | | |
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