S(ch)ach einmal (2)- persona non grata






Autor: Damien Peteani

Eine Warnung vorweg: Teile dieses Artikels könnten verstörend auf Sie wirken. Gut, nun habe ich Sie gewarnt:
los geht es..... Ich hoffe wir bleiben Freunde.....

Wer kennt das nicht? Speeddating ist einfach eine gute Sache. Mal kurz kennengelernt und wenn es keinen Spaß gemacht hat, sieht man sich einfach nie wieder. Alle verbindet das Eine: Die Suche nach dem Anderen. Dem perfekten Gegenüber. Den mit welchem alles einfach mehr Spaß macht. Man mag der Veranstaltung Oberflächlichkeit attestieren. Das mag gerechtfertigt sein. Aber eines zumindest ist es nicht: Langweilig.

Niemals würde man jemanden gegenüber sitzen den man einfach nicht ausstehen kann. Der stinkt, komische Geräuche macht, oder für den man sich sonstwie gerne Fremdschämen möchte. Man umgibt sich mit gleichalten, in der Regel aus der gleichen sozialen Schicht, leider noch zu oft aus dem gleichen Kulturkreis. Man plaudert, es wird gelacht, manchmal wird auch für den Anderen mitgezahlt. Aber es gibt Sie doch: 80000 Menschen in  Deutschland wollen (oder müssen ) es anders haben. Sie lesen mit Spannung bei Turnieren die Auslosung der nächsten Runde und haben nur 3 Wünsche:

Der Gegner liegt mir
Er ist schlagbar
Er bringt meine Toleranz der Andersartigkeit an keine Belastungsgrenze

Ich erinnere mich noch an mein erstes Turnier. Ich war motiviert, völlig unschuldig und unbedarft , wollte lediglich eine DWZ, und kannte nicht die Abgründe des Schachsports. Ja, es verwundert mich. Die Fide Regeln sagen:

11.1 Die Spieler dürfen nichts unternehmen, das dem Ansehen des Schachspiels abträglich sein könnte. 

Und die Sanktionen sind folgende:

12.9.1 eine Verwarnung,
12.9.2 das Verlängern der Restbedenkzeit des Gegners,
12.9.3 das Verkürzen der Restbedenkzeit des zu bestrafenden Spielers,
12.9.4 eine Erhöhung der Punktzahl im Partieresultat des Gegners bis zu der in dieser Partie erreichbaren Höchstzahl,
12.9.5 eine Kürzung der Punktzahl im Partieresultat der zu bestrafenden Person,
12.9.6 den Verlust der Partie für den zu Bestrafenden (der Schiedsrichter bestimmt auch das Ergebnis des Gegners),
12.9.7 ein im Voraus festgelegtes Bußgeld,
12.9.8 den Ausschluss von einer oder mehreren Runden,
12.9.9 den Ausschluss vom Turnier.

So sitz ich also an meinem Brett. Haben meinen Hagebuttentee dabei und schreibe nichts ahnend den Namen des Gegners auf. Ich freue mich auf ein paar nette Stunden Schach. Es kommt jemand meinem Brett näher: "Bitte nicht hier", denke ich mir. Wohlgenährt und ausgestattet mit einer Überproduktion an körpereigenem Parfüm setzt er sich leider doch. Wir spielen also. Es vergeht Stunde um Stunde. Meine Gedanken werden unterbrochen:" Jetzt Dame auf E5...es stinkt einfach schrecklich... wo war ich". Dann stellt er eine Figur ein. Und statt nach all den Entbehrungen an Frischluft den Schiedsrichter zu rufen und einen Verstoß gegen Paragraph 11.1 zu melden (ich würde zu gerne wissen wie dieser reagiert- oder ist das dann wieder Diskriminierung? Der Zeitgeist macht mich ganz unsicher. Bin ich immer im Unrecht, nur weil sich jemand diskriminiert fühlt? Es wird philosophisch, ich schweife ab). Stattdessen entfleucht mir ein lautes:"Patzer" und ich kassiere seine Figur ein. Gerechterweise stelle ich nachher eine ein als der Druck zu groß und die Sehnsucht nicht doch eine Freisportart gewählt zu haben an mir zerrt. Mein Gegner wollte dann-verständlicherweise-nicht mal auf meine Remisgebote eingehen. Am Ende wurde es Remis und die Stadtluft roch wie der Odenwald im Hochsommer. 

Ist dieser Artikel ein Appel? Ein Unterhaltungsprodukt? Eine Provokation? Keine Ahnung was es bei Ihnen auslöst. Für mich war es eine Chance mir mal wieder Luft zu machen.

Bitte noch den Abspann abwarten: 

Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig



Vielen Dank!



 
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